Hudba jako prvek legitimizace české národní kultury v období mezi dvěma světovymi válkami.
In: Hudební Věda, Jg. 46 (2009-09-01), Heft 3, S. 261-276
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Art music played a vital role as a means for cultural and political legitimization of the young Czechoslovak state. Critics in Germany above all, as members of one of the `leading musical nations', were allotted a key role - which further complicated already-difficult relations with the country's `own' Germans. The intelligentsia wished to convey a completely distinctive image of their country as a cultural nation on a high level, as opposed to the stereotypes of rustic backwardness. A composer like Antonín Dvořák was de-emphasized in his own national cultural tradition, because he was dismissed abroad as naive' on the basis of the established Slavic stereotype despite his international successes. On the other hand modernism on the musical scene of the Czechoslovak Republic rose to the highest level of recognition among professionals, but achieved no broad effect and thus also could not function as a vehicle for political legitimization. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
Seit den Tagen Smetanas wurde Musik in der tschechischen Kultur mit politischen Zielen auf-geladen. Mithilfe der Musik sollte der Anspruch untermauert werden, zu den kulturell hoch stehenden Nation zu gehören. Gerade die Musik schien dafür besonders geeignet zu sein. Wer etwas so Kompliziertes, Filigranes, vom gewöhnlichen Alltagsleben so weit Entferntes wie eine hochstehende Musikkultur aufzuweisen hatte, der rnusste auch über einen hohen Kulturstand in allen anderen Bereichen verfügen. Die Instanz, auf deren Urteil es hier in besonderer Weise ankarn, waren deutsche Komponisten und Musikkritiker, was die Angelegenheit umso schwieriger rnachte, verband Tschechen und Deutsche doch eine jahrhundertealte Konfliktsymbiose. Das Grundproblem, vor dem jede ostmitteleuropäische Musiknationalbewegung des 19. Jahrhunderts stand, stellte sich im tschechischen Fall also auf verschärfte Weise. Das eigentliche Problem bestand darin, dass gerade in Bezug auf die tschechische Musik im Ausland bereits feste Heterostereotypen existierten. Die tschechischen Kommentatoren sahen sich mit einem Bild der Tschechen und der tschechischen Musik konfrontiert, das die Funktionalisierung dec Musik als Ausdruck eigener kultureller Hochwertigkeit entscheidend behindecte, und das, obwohl - oder gerade weil - es sich dabei urn kein negatives Bild handelte, da es Böhmen als ein „Musikland‟ und die Tschechen als talentierte Musiker beschreibt. Bekannt wurde dec Ausdruck von Böhmen als dem „Konservatorium Europas‟. Dieses Image, so positiv es auch gemeint sein konnte, war jedoch nicht dasjenige, das die Vertreter dec tschechischen musikalischen Intelligenz sehen wollten; vielmehr widersprach es ihren Bemühungen sogar gänzlich. Denn man wollte eben nicht als Volk von „fiedelnden Dorfmusikanten‟, sondem als eine auf höchster Stufe stehende Kulturnation wahrgenommen werden. Für die tschechischen Kommentatoren bestand das Grundübel des im Ausland gangigen Bildes von tschechischer Musik also in der Zentrierung auf einen Folklorismus, dem zugleich etwas Primitives anhaftete. So galt die ausländische Wertschätzung Dvořáks in der tschechischen Diskussion als Beleg für die Dominanz eines auf pittoresken Folklorismus reduzierten Images der tschechischen Musik. Dvořáks Musik schien somit im Ausland - so sahen es seine tschechischen Gegner - eher Stereotype tschechischer Rückstan-digkeit zu bestätigen als den hochkultivierten Charakter der tschechischen Kultur zu dokumentieren. Angesichts des unbedingten Willens der tschechischen Intelligenz, die Musik zur Demonstration eines hohen kulturellen Niveaus zu funktionalisieren, musste Dvořáks Werk folgerichtig als ungeeignet für nationale Legitimiecungszwecke erscheinen. Dem Versuch, diesem Problem in der Zwischenkriegszeit durch die Propagierung des tschechischen Modernismus zu entfliehen, war kein Erfolg beschieden. Der tschechische Modernismus blieb im Ausland bis auf wenige Ausnahmen einem breiteren Publikum so gut wie unbekannt. Das Dilemma des tschechischen Musikdiskurses bestand also darin, dass der Wille zur Konsolidierung dec eigenen Nation zu einer Isolation fuhrte, da Ansichten propagiert und Urteile gefällt wurden, die international auf Unverständnis stoßen rnussten: So erschien es ohne Kenntnis der tschechischen Diskussionszusammenhänge unsinnig, einen so erfolgreichen Botschafter des Tschechentums wie Dvořák aus der Nationalkultur verbannen zu wollen. Andererseits hätte die Beceitschaft zur Kommunikation mit dem Ausland, d. h. die Annahme des Fremdbildes, automatisch die Aufgabe wesentlicher Punkte der eigenen Standortbestimmung nach sich gezogen. Grundpfeiler wie die Idee der Vorbildhaftigkeit Smetanas und die Rückstufung Dvořáks wären dann nicht mehr zu halten gewesen. Erst in der allerjüngsten Zeit, d. h. nach 1989, beginnt dieses Funktionsmodell wirkungslos zu werden. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
Titel: |
Hudba jako prvek legitimizace české národní kultury v období mezi dvěma světovymi válkami.
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Autor/in / Beteiligte Person: | Ritter, Rüdiger |
Zeitschrift: | Hudební Věda, Jg. 46 (2009-09-01), Heft 3, S. 261-276 |
Veröffentlichung: | 2009 |
Medientyp: | academicJournal |
ISSN: | 0018-7003 (print) |
Schlagwort: |
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