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Photographie, Fluoreszenz und Phantome

Loos, Andreas
In: Physik in unserer Zeit, Jg. 53 (2022-03-01), S. 101-101
Online unknown

Photographie, Fluoreszenz und Phantome: Historisches Rätsel 

Seine Neugier führte ihn zu wichtigen Entdeckungen in Chemie und Physik – aber auch zur Parapsychologie.

Schon zu Lebzeiten muss er sich bei aller Anerkennung, die er genießt, auch heftige Kritik gefallen lassen. Er sei als Wissenschaftler ein „Spezialist unter Spezialisten". „Das ist nun wirklich neu für mich. Ich soll meine Aufmerksamkeit einzig einem speziellen Thema gewidmet haben? Möchte der Kritiker bitte freundlicherweise sagen, was das gewesen sein soll? Die Chemie im Allgemeinen, deren Chronist ich seit der Gründung der ‚Chemical News' im Jahre 1859 bin? Das Thallium, über das die Öffentlichkeit wohl viel gehört hat? [...] Ist es die Desinfektion und die Vorsorge vor Rinderpest? [...] Die Photographie, von deren Theorie und Praxis viele meiner Arbeiten handeln? Die Metallurgie von Gold und Silber? [...] Die physikalische Optik? Hier reicht der Platz nur für die Erwähnung meiner Arbeiten über einige Phänomene polarisierten Lichtes, publiziert, bevor ich 22 war, meine detaillierte Beschreibung des Spektroskops und der Untersuchungen damit, zu einer Zeit, da es in England praktisch unbekannt war, meine Arbeiten über solare und irdische Spektren, meine Untersuchung der optischen Phänomene beim Opal und die Konstruktion eines Spektral‐Mikroskops. [...] Oder ist es meine Spezialisierung auf Astronomie und Meteorologie, da ich zwölf Monate am Radcliffe Observatory in Oxford verbracht habe, wo ich, zusätzlich zu meiner Hauptaufgabe, die meteorologische Abteilung zu organisieren, meine Freizeit zwischen Homer und Mathematik geteilt, Planeten gejagt und Durchgänge registriert habe?"

Tatsächlich ist der Gesuchte – Sohn eines wohlhabenden Schneiders – ein heller Kopf mit vielen Interessen, von der Gründung eines Wissenschaftsmagazins, der erwähnten „Chemical News", bis zur Astronomie. Nach seinem Chemiestudium richtet ihm der Vater ein chemisches Labor ein, in dem sich der Privat‐Wissenschaftler austoben kann: Mit 29 Jahren publiziert er seine Entdeckung eines neuen Elementes, des Thalliums, benannt nach dem griechischen Wort für „grüner Spross", weil das Element im Emissionsspektrum eine starke grüne Linie hat. Spektren und Fluoreszenz faszinieren ihn sehr. So baut er die ersten Kathodenstrahlröhren, die bald nach ihm benannt werden. Im Elektronenstrahl – er selbst hält die Strahlen bereits für Ströme von Partikeln – regt er dann Kristalle zum Leuchten an.

Vielleicht ist es dieses geisterhafte Glimmen, das ihn auch zur Untersuchung übernatürlicher Erscheinungen anregt – woran sich dann die heftige Kritik seiner Zeitgenossen entzündet. Ihn ficht das nicht an: Sein Lieblingsgsphantom, Katie King mit Namen, fotografiert er über drei Jahre hinweg mehrfach in Seancen, womit er seinerzeit zu den Foto‐Pionieren gehört. Während er mit ihr Arm in Arm durch Wohnung und Labor spaziert – sie trage dabei üblicherweise ein weißes Kleid und Turban –, zählt er ihren Puls und lauscht ihrem Herzschlag: 75 Schläge, etwas weniger als beim Medium (90); die Lunge allerdings sei beim Geist wohl kräftiger. Schließlich ist er ja kein Spiritualist, sondern Wissenschaftler. „Ich habe meine Untersuchungen ausschließlich solchen physikalischen Phänomenen gewidmet, bei denen sich durch die jeweiligen Umstände unbewusste Muskelbewegungen, Selbsttäuschung oder sogar absichtlicher Betrug als wirkungslos erwiesen haben."

Lösung aus Heft 1/2022

Die Physikerin und einflussreiche Salondame war Émilie du Châtelet (17.12.1706–10.09.1749).

Titel:
Photographie, Fluoreszenz und Phantome
Autor/in / Beteiligte Person: Loos, Andreas
Link:
Zeitschrift: Physik in unserer Zeit, Jg. 53 (2022-03-01), S. 101-101
Veröffentlichung: Wiley, 2022
Medientyp: unknown
ISSN: 1521-3943 (print) ; 0031-9252 (print)
DOI: 10.1002/piuz.202270217
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: OpenAIRE
  • Rights: CLOSED

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