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„Der Kunde hat immer einen Ansprechpartner“.

In: Pack Report, 2016-06-17, Heft 6, S. 37-39
Online serialPeriodical

Verpackungsmaschinen „Der Kunde hat immer einen Ansprechpartner“  Interview mit Andre Tissen, Director Business Unit Cement bei der Beumer Group

Um ihren Kunden überall auf der Welt als Komplettanbieter stets die optimalen Anlagen und Systeme liefern zu können, hat die Beumer Group das Center of Competence (CoC) für den Geschäftsbereich Zement gegründet. Damit soll vor allem die Kommunikation unter den weltweiten Beumer Experten optimiert werden. Andre Tissen ist seit Oktober 2013 Leiter dieses Geschäftsbereichs. In dieser Funktion steuert und koordiniert er das globale Kompetenzzentrum.

(c) dfv Mediengruppe

PackReport: Herr Tissen, was sind Ihre Aufgaben, und welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Andre Tissen: Mit dem Center of Competence (CoC) für das Geschäftsfeld Zement hat die Beumer Group eine weltweit zuständige Zentrale geschaffen, die ich als global verantwortlicher Direktor seit Ende 2013 leite. Von meinem Büro hier am Standort Beckum bin ich für die gesamte Entwicklung dieses Geschäftsfelds verantwortlich. Dazu gehören die Optimierung und Ausweitung der Produktpalette, die wir in dieser Sparte anbieten, sowie die Unterstützung der Gruppengesellschaften. Denn nur mit unseren internationalen Gruppengesellschaften können wir neue Märkte angehen und unsere Kunden umfassend betreuen.

PackReport: Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie Kunden vom CoC profitieren?

Tissen: In der Zementindustrie haben wir weltweit Experten mit umfangreichem Know-how. Über das CoC bündeln wir dieses Wissen und stellen es den einzelnen Gruppengesellschaften zur Verfügung. Davon profitiert ein Kunde in den USA genauso wie ein Anwender auf den Philippinen oder hier in Deutschland. Über das Kompetenzzentrum bieten wir einen globalen Support. Der Kunde hat bei Bedarf immer einen kompetenten Ansprechpartner.

PackReport: Sie nannten die Weiterentwicklung von Produkten. Woran arbeiten Sie, und wie sieht der aktuelle Stand aus?

Tissen: Wir optimieren alle unsere Anlagen und Systeme permanent weiter. Ein deutlicher Trend geht zum Beispiel dahin, dass immer mehr Auftraggeber ihre Anlagen schlüsselfertig erhalten wollen. Sie wünschen alles aus einer Hand, also nicht nur einzelne Maschinen, sondern eine Kombination mehrerer Maschinen, ein komplettes System, in dem die Einzelkomponenten aufeinander abgestimmt sind. Damit gewinnt auch das Thema Automatisierung an Bedeutung. Hier profitieren wir von der sehr guten Aufstellung der Beumer Group. Unsere Sortier- und Verteilanlagen sind mit hohem Automatisierungsgrad in vielen Distributionszentren weltweit sehr erfolgreich im Einsatz. In diesem Geschäftsfeld gehören wir zu den Weltmarktführern. Erfahrungen, die wir in den verschiedenen Branchen sammeln, können wir oft auf andere übertragen.

Beumer Group liefert komplette Verpackungslinien schlüsselfertig an die Anwender. Dazu legen wir die Anlagen und Systeme aus, installieren sie, nehmen sie in Betrieb und integrieren bei Bedarf die Produkte von Subunternehmen. Unsere Kunden geben damit die komplette Verantwortung an uns ab. Hinzu kommen veränderte Aufgabenstellungen – zum Beispiel nutzen die Zementhersteller zur Klinkerherstellung immer mehr Sekundärbrennstoffe, wie Reifen oder Hausmüll. Speziell hierfür erhalten sie mit unseren Förderlösungen die passenden Systeme, um diese Materialien zu transportieren.

PackReport: Wie hat sich der chinesische Markt für Ihre Lösungen in der Zementindustrie entwickelt?

Tissen: China ist für uns nach wie vor ein sehr wichtiger Markt. Es ist aber ruhiger geworden, weil sich der Bedarf an Klinkerkapazitäten in China mittlerweile auf eine Sättigungsgrenze hin entwickelt. In China gibt es zwei große Generalunternehmer, die mittlerweile rund 70 Prozent der weltweit neuen Klinkerproduktionslinien bauen. Diese Unternehmen vertreiben ihre Produkte inzwischen in mehr als 20 Ländern mit Schwerpunkt im Mittleren Osten, in Afrika und Asien. Seit Jahren setzen sie unter anderem auf verschiedene Anlagen von Beumer Group wie Stahlzellenförderer, Becherwerke und Palettierer.

PackReport: Wo liegen aktuell die Wachstumsmärkte für die Zementindustrie?

Tissen: Kernregionen für uns sind im Augenblick Afrika, der Mittlere Osten und Südostasien. In Afrika haben wir zum Beispiel mit dem Zementhersteller Dangote Cement PLC einen sehr interessanten Kunden. Aber auch andere kleinere Unternehmen investieren dort. Es lohnt sich, weil die Nachfrage nach Zement durch die anhaltende Bautätigkeit in vielen Teilen Afrikas permanent steigt. Deswegen sind vor allem Großanlagen gefragt. Auch die USA werden immer interessanter, weil sich der Markt in Übersee langsam wieder stabilisiert. Unsere Hoffnung liegt nach wie vor auf dem russischen Markt. Sobald sich hier die politische Situation stabilisiert hat, rechnen wir wieder mit einer starken Nachfrage. Mit unserer russischen Gruppengesellschaft sind wir in nahezu allen Regionen Russlands und den GUS-Staaten vertreten. Uns ist es wichtig, dass trotz der politischen Ereignisse in den vergangenen Monaten unsere langjährige und auf gegenseitigem Vertrauen basierende Zusammenarbeit mit unseren russischen Partnern bestehen bleibt.

PackReport: Wie sieht der Markt in Deutschland aus?

Tissen: In Deutschland bewegt sich mehr als in den Jahren zuvor. Bei unseren Projekten handelt es sich meist um die Modernisierung von Zementwerken. Gefragt sind beispielsweise Anlagen für die Förderung alternativer Brennstoffe.

PackReport: Welche Beumer Produkte werden in der Zementbranche aktuell am meisten nachgefragt?

Tissen: Dazu gehören unsere Becherwerke, Abfüllanlagen, Palettierer sowie unsere Hochleistungs-Verpackungsanlage Beumer stretch hood. Diese vertreiben wir an Unternehmen sämtlicher Branchen, aber besonders häufig in der Baustoffindustrie. Dort werden palettierte Zement-, Mörtel-, Kalk- oder Gipssäcke verpackt. Sehr gefragt ist auch unser innovativer Beumer fillpac. Damit bieten wir eine effiziente und optimierte Abfülltechnik an. Um die Schüttgüter schnell und staubfrei in Silofahrzeuge zu verladen, kommen unsere Losebeladeköpfe sehr oft zum Einsatz. Nach dem Doppelwandsystem konstruiert, trennen sie Materialeinlauf und Entstaubungssystem voneinander. Unsere Belade- und Palettieranlagen verladen in Säcken abgefüllte Schüttgüter beispielsweise vollautomatisch direkt auf die Ladefläche der Lkw. Diese Möglichkeit ist besonders effizient, da sonst viele Arbeitskräfte erforderlich wären. Dies ist in Schwellenländern der Fall, in denen der Umschlag von abgesackten Massengütern zunimmt und die Lohnkosten steigen. Und mit unseren kurvengängigen Gurtförderern bieten wir Muldengurtförderer oder Pipe Conveyor an, mit denen Betreiber unterschiedliche Schüttgüter auch über große Strecken und oft über unwegsames Gelände transportieren können.

PackReport: Wie sieht der Wettbewerb in der Zementindustrie aus, gibt es weltweit viele Unternehmen, mit denen Sie konkurrieren?

Tissen: Unsere Hauptwettbewerber kommen überwiegend aus Deutschland und unseren europäischen Nachbarländern. Um ganz vorn dabei zu bleiben, müssen wir mit unseren Anlagen und Systemen immer eine Generation weiter als die Wettbewerber sein. Das ist der Anspruch, den wir an uns selbst stellen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich, dass Beumer Group als einer der wenigen Anbieter das gesamte Portfolio abdeckt – vom Steinbruch bis zum palettierten und verpackten Zementsack.

PackReport: Woher wissen Sie, was die Anwender brauchen, um auch Morgen noch wettbewerbsfähig zu sein?

Tissen: Unsere Mitarbeiter in den weltweiten Niederlassungen haben das Ohr ständig am Markt. Sie stehen mit den Anwendern in permanentem Kontakt. Wenn sich frühzeitig Trends ergeben, bekommen wir das mit und können entsprechend handeln. Mit den großen Zementherstellern führen wir außerdem regelmäßige Workshops durch. Ein großer Vorteil ist, dass wir auf Grund unserer globalen Ausrichtung auf regionale Besonderheiten reagieren können. Das Thema Automatisierung ist bei den europäischen Anwendern sehr wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In anderen Ländern und Regionen spielt das dagegen eine geringere Rolle. Unsere Mitarbeiter vor Ort kennen die jeweiligen Gepflogenheiten und wissen, welche Lösung sich am besten eignet.

PackReport: Wie haben sich die Anforderungen im Laufe der Jahre geändert?

Tissen: Anwender wünschen immer häufiger ein Rundum-Sorglos-Paket. Für uns Anbieter ist das oft auch wettbewerbsentscheidend. Unsere Kunden erwarten, dass wir die Verantwortung für das komplette Projekt übernehmen und ihnen zum gegebenen Zeitpunkt nur noch den berühmten Schlüssel übergeben. Immer wichtiger für die Betreiber wird dabei ein umfangreicher Customer Support. Bei Maschinenstillstand erwarten Anwender schnelle Reaktionszeiten. Wir schließen deshalb mit ihnen Service-Vereinbarungen ab, die wir grundsätzlich individuell auf ihre Anforderungen abstimmen. Die Vereinbarungen reichen von der reinen Wartung und Inspektion bis zum dauerhaften Einsatz unseres Servicepersonals vor Ort. Der „Residential Service“ zum Beispiel umfasst die technische Betreuung, vorbeugende Wartung und Inspektion, Notfallpläne, System- und Prozessanalyse und -optimierung sowie Ersatzteil- und Gebäudemanagement. An Bedeutung gewinnt auch die Beziehung zu den Kunden. Das ist wie eine gute Freundschaft, die gepflegt werden will, und das setzt sehr viel gegenseitiges Vertrauen voraus. Wir sind nicht nur Lieferant, sondern Partner. Eine gute Geschäftsbeziehung ist für mich ein Geben und Nehmen. Es sollte immer eine Win-Win-Situation bestehen. Zwischen den Partnern muss deshalb ein offener Austausch auf Augenhöhe stattfinden.

PackReport: Wie gehen Sie dabei mit Fremdanlagen um?

Tissen: Wir unterstützen unsere Kunden in allen Belangen – auch bei der Reparatur von ‚Fremdanlagen'. Wir bauen auch Wettbewerberanlagen um und modernisieren sie.

PackReport: Gibt es viele Kunden, denen der Anschaffungspreis wichtiger ist als die langfristigen Kosten, die auf sie zukommen?

Tissen: Der Zementmarkt ist aufgrund der weltweiten Krisen in einer schwierigen Situation. Deswegen handeln manche Anwender sehr preisgetrieben. Wir versuchen, diesem Trend entgegenzuwirken. Dazu bieten wir nachhaltige Lösungen an, mit denen Kunden langfristig ihre Kosten senken können. Wir sind bestrebt, unsere Produkte bei gleicher Qualität zu einem besseren Preis anzubieten. Einen wesentlichen Vorteil haben unsere Kunden dabei: Mit unseren Anlagen und Systemen erhalten sie ein Baukastensystem. Das heißt, je nach Anforderungen können sie die Basisversion individuell erweitern.

PackReport: Herr Tissen, vielen Dank für das Interview.

www.beumergroup.com

„Ein deutlicher Trend geht dahin, dass immer mehr Auftraggeber ihre Anlagen schlüsselfertig erhalten wollen. Sie wünschen alles aus einer Hand, also nicht nur einzelne Maschinen, sondern ein komplettes System, in dem die Einzelkomponenten aufeinander abgestimmt sind.“

PHOTO (COLOR): Andre Tissen ist Director Business Unit Cement bei der Beumer Group in Beckum. Der Hochleistungs-Lagenpalettierer Paletpac palettiert pro Stunde bis zu 5.500 Säcke – flexibel, genau und stabil. Der Stretch Hood überzieht die Vollpaletten mit einer dünnen Folienhaube. Damit gelangen die Säcke unbeschadet zum Zielort und die Produkte sind gut vor jeglichen Witterungseinflüssen geschützt. Bilder: Beumer Group

Titel:
„Der Kunde hat immer einen Ansprechpartner“.
Zeitschrift: Pack Report, 2016-06-17, Heft 6, S. 37-39
Veröffentlichung: 2016
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 0342-3743 (print)
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Full Text Word Count: 1531

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