Der Gemeinsinn der Genossen: 162. MLF-Tagung bei den Rewe-Kaufleuten Stockhausen, Richrath, Schäfer und Istas in Bonn – Aufsichtsratsvorsitzende betonen, was die Handelsgruppen verbindet.

Bonn. Die gemeinsamen Interessen der Kaufleute in den Genossenschaften Rewe und Edeka standen im Mittelpunkt der 162. Arbeitstagung des Kaufmannsverbands MLF. Die Aufsichtsratsvorsitzenden Erich Stockhausen (Rewe) und Uwe Kohler (Edeka) plädierten für einen gemeinsamen Auftritt in Fragen der Politik und der Ausbildung.

„Lassen Sie uns gemeinsam politisch relevante Themen anpacken", sagte Stockhausen vor mehr als 400 Gästen aus Handel und Industrie, die auf Einladung der Mittelständischen Lebensmittel-Filialbetriebe (MLF) nach Bonn gekommen waren. Rewe und Edeka, so Stockhausen, sollten sich gemeinsam gegen das Verbot europäischer Einkaufsallianzen stellen, eine gemeinsame Position zur Richtlinie der EU gegen unfaire Handelspraktiken (UTP) finden und in der Ausbildung zusammenarbeiten. „Unsere Interessen sind oft gleich, also sollten wir auch mit einer Stimme sprechen."

Bei Kohler stieß er damit auf offene Ohren. „In Feldern ohne kartellrechtliche Probleme können sich die Experten gerne zusammensetzen", sagte er. Zum Abschluss der Diskussion umarmten sich die beiden unter großem Applaus. Auch Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group, unterstrich Gemeinsamkeiten. „An jeder Regulierung der EU gegenüber Amazon wären wir beide, Rewe und Edeka, interessiert."

Ganz und gar nicht interessiert sind Rewe und der französische Händler Leclerc hingegen an einer Beschränkung von europäischen Einkaufsallianzen wie des gemeinsamen Verbunds Eurelec. Das betonte Geschäftsführer Michel-Édouard Leclerc: „Wenn wir den Fortbestand unserer kaufmännischen Betriebe gewährleisten wollen, ist es notwendig, dass wir uns mit anderen Genossenschaften in Europa zusammenschließen." Ein Verbot würde hingegen europäischem Recht widersprechen – auch wenn die Zusammenarbeit aufgrund kultureller Unterschiede nicht immer einfach sei. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds, unterstützte Leclercs Sichtweise: „Nur wenn sich Genossenschaften international zusammenschließen, können sie globalen Herstellern wie Nestlé und Coca-Cola etwas entgegensetzen." Veltmann warnte davor, dass die Justiz Genossenschaften als Kartelle betrachten könne, wenn sie etwa Mindestabgabepreise für Eigenmarken festlege. Außerdem sei die UTP-Richtlinie gegen unfaire Handelspraktiken noch nicht vom Tisch. „Wir haben lediglich das Schlimmste verhindert."

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) betonte, wie wichtig Genossenschaften für die Digitalisierung und den Onlinehandel seien. „Wenn wir nicht wollen, dass nur wenige Plattformen den Markt für sich beanspruchen, brauchen wir Genossenschaften, die helfen, den Mittelstand durch Kooperationen leistungsfähiger zu machen."

Wie vielfältig die Arbeit selbstständiger Kaufleute in einer Genossenschaft aussehen kann, zeigten die Gastgeber auf einer Tour durch ihre Märkte. So beeindruckten Lutz und Peter Richrath ihre Gäste vor allem durch ihr Regionalkonzept, während Erich Stockhausen mit einem ganztägig ausgelasteten Bistro punktete. Robert Schäfer glänzte mit hauseigener Convenience-Herstellung, Ingo Istas mit einer Verdoppelung des Umsatzes in dem Kölner Markt, den er 2013 übernommen hatte.

„Die Vier gehören zu den wichtigsten und erfolgreichsten Kaufleuten unserer Gruppe", lobte Rewe-Chef Souque. Er sagte, er wolle die Selbstständigen weiter stärken: „Die Förderung des Unternehmertums ist eine strategische Priorität."

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Bildergalerie

Fotos von der MLF-Tagung

lebensmittelzeitung.net/mlf-rewe

PHOTO (COLOR): Fotos: Reinhard Rosendahl Umweltschützer und Wursthersteller: Der Edekaner Jan Meifert (l.) diskutiert mit Peter Dornseifer. Gastgeber und Gäste: Die Rewe-Kaufleute Erich Stockhausen, Peter und Lutz Richrath, Ingo Istas (v.l.) und Robert Schäfer (3.v.r.) posieren mit Rewe-Chef Lionel Souque (r.) und der Spitze des befreundeten französischen Händlers Leclerc, Michel-Édouard Leclerc (Mitte) und Stéphane de Prunelé (2.v.r.). Lobbyist und Brückenbauer: Dr. Ludwig Veltmann vom Mittelstandsverbund. Manager und Handelspartner: Thomas Drossé von Pernod Ricard. Rot-weiß und blau-gelb: Erich Stockhausen (l.), Vorsitzender des Rewe-Aufsichtsrats, diskutiert mit seinem Amtskollegen Uwe Kohler von Edeka. Fruchthändler und Selbstständiger: Oliver Daniel und Stephan Rötzer (v.l.) von San Lucar nehmen Edeka-Kaufmann Karl Stefan Preuß in ihre Mitte. Rewe und Edeka: Die Zuckerhut-Preisträger Marcel Rahmati (l.) und Dierk Frauen tauschen Ideen aus. Schwaben und Westfalen: Die Rewe-Selbstständigen Verena und Fritz Aupperle aus Fellbach bei Stuttgart fachsimpeln mit ihrem Edeka-Kollegen Falk Paschmann aus Mülheim an der Ruhr (v.l.). Vater und Sohn: Rewe-Kaufmann Michael Glück geht mit seinem Sohn Felix auf Storecheck-Tour. Handel und Industrie: Rewe–Kaufmann Sahin Karaaslan (l.) im Gespräch mit Rolf Kreuchauf von Lindt.