Zielsetzung: Um Personalengpässen im Zusammenhang mit der erste Welle der SARS-CoV-2-Pandemie im Frühjahr 2020 vorzubeugen, forderten die medizinischen Fakultäten der TU und der LMU München ihre Studierenden dazu auf, sich für einen freiwilligen Hilfseinsatz zu melden. Mit der vorliegenden Studie beleuchten wir den Einfluss psychologischer Faktoren hinsichtlich der Entscheidung der Studierenden, diesem Aufruf zu folgen oder dies nicht zu tun. Methodik: Wir berichten eine Querschnittsstudie basierend auf einer Online-Umfrage unter Medizinstudierenden der TUM und der LMU München. Der Fragebogen enthielt Items zur Motivation sowie zu weiteren Rahmenbedingungen, die bzgl. der Entscheidung für oder gegen einen freiwilligen Hilfseinsatz relevant waren. Zudem wurden Fragen zu Ängsten bezüglich COVID-19, zum Auftreten depressiver Symptome sowie zur Resilienz gestellt. Ergebnisse: Wir konnten die Antworten von 244 Teilnehmenden auswerten. Wichtige motivationale Faktoren bei den Studierenden für ein Meldung waren altruistische sowie introjizierte motivationale Motive. Bei der Gruppe der Studierenden, die sich nicht für einen Einsatz gemeldet hatten, spielten vor allem zeitliche Überschneidungen und die Auslastung durch andere Aktivitäten eine wichtige Rolle. Zwischen diesen beiden Gruppen konnte kein signifikanter Unterschied bezüglich ihrer Resilienz und ihren COVID-19 bezogenen Ängsten nachgewiesen werden. Die Gruppe der Nicht-MelderInnen berichtete jedoch eine signifikant höhere Prävalenz depressiver Symptome. Schlussfolgerung: Pflichtgefühl und der Wunsch zu helfen waren den Angaben der Studierenden zufolge die wichtigsten Gründe, aus denen sie sich für einen Einsatz gemeldet hatten. Depressive Symptome und mangelnde Zeit haben eine Meldung unwahrscheinlicher gemacht. Resilienz und COVID-19 bezogenen Ängste scheinen keinen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen eine Meldung gehabt zu haben.
Objective: To avert staff shortages during the first wave of the SARS-CoV-2 pandemic in spring 2020, the medical faculties of the Technical University of Munich (TUM) and the Ludwig Maximilian University of Munich (LMU) appealed to their students to volunteer for relief work. In this study, we examine the influence of psychological factors on the students' decisions to respond to this call or not. Methodology: We report on a cross-sectional study based on an online survey among medical students at the TUM and LMU. The survey consisted of a questionnaire containing items on motivation and other factors related to the decision for or against volunteering. Questions were also asked about anxieties regarding COVID-19 and the occurrence of depressive symptoms, as well as about resilience. Results: Responses from 244 participants were analysed. Students' decisions to volunteer revealed both altruistic and introjected motivations. For those students who did not volunteer, time overlaps and workload related to other activities played an important role. Between the two groups, no significant difference was detected in terms of their resilience and COVID-19-related anxieties. However, the non-volunteering students reported a significantly higher prevalence of depressive symptoms. Conclusion: Sense of duty and the desire to help were, according to the students, the most important reasons for volunteering. Depressive symptoms and lack of time made volunteering less likely. Resilience and COVID-19-related anxieties do not seem to have had any influence on the decision to volunteer or not.
Keywords: medical students; SARS-CoV-2; volunteering in hospital; motivation; depression; Medizinstudierende; Aushilfe im Krankenhaus; Motivation; Depressivität
At the beginning of 2020, the SARS-CoV-2 pandemic posed serious challenges to health systems worldwide. German health care institutions and decision-makers also had to meet these challenges as the numbers of cases rose sharply in March [
It was not actually certain that many students would answer this call: As for the rest of the population, the pandemic situation was initially unfamiliar and potentially threatening for them. It was impossible to predict how the situation in Germany would unfold. Dramatic television images, from Italy for instance, triggered anxiety in many people. In addition, the number of infections among health care workers was in places disproportionately high [
Finding answers to these questions is of interest and importance for several reasons: for one thing, it may help us react more effectively in the event of further waves of the current pandemic. The Robert Koch Institute's situation report of October 2020 states: "Currently, there is an accelerated increase of transmission in the population in Germany. We therefore urgently appeal to the entire population to commit to infection control" [
Our inquiry into medical students' motivation for volunteering in the first wave of the SARS-CoV-2 pandemic builds on existing research [
To conceptualise motivationally relevant factors, we refer to self-determination theory of motivation as formulated by Deci and Ryan [
In this type of interest, intrinsic motivations are less important than the importance of a topic itself as the source of motivation. Following Prenzel et al. [
In addition to these considerations, the study considered a complementary list of specific reasons for and against volunteering to address the particular circumstances of the SARS-CoV-2 pandemic. We assumed that factors such as lack of time or other personal circumstances would be plausible reasons for not volunteering.
Other possible psychological factors that may influence volunteering are considered below. Specifically, we look at the presence of depressive symptoms and COVID-19-related anxiety as well as resilience.
According to [
Furthermore, we investigate whether the circumstances of the SARS-CoV-2 pandemic triggered specific anxieties in the students. The uniqueness of the situation, particularly its rapid spread, media saturation, as well as the mandatory restrictions on daily activities [
Finally, we examine the respondents' resilience in terms of their psychological resistance to stressors. Resilience is understood as the ability to maintain agency and well-being despite stress [
The present study investigates two questions: Firstly, what motivational factors influenced medical students to volunteer or not to volunteer at the hospital? Secondly, what role did fears about COVID-19, resilience and the presence of depressive symptoms in connection with the pandemic play with regard to volunteering or not volunteering?
Anfang des Jahres 2020 stellte die SARS-CoV-2-Pandemie die Gesundheitssysteme weltweit vor schwerwiegende Herausforderungen. Auch in Deutschland mussten Institutionen und Entscheidungsträger der Gesundheitsversorgung diesen Herausforderungen begegnen, als die Fallzahlen im März stark anstiegen [
Nun ist es nicht selbstverständlich, dass tatsächlich so viele Studierende diesem Aufruf gefolgt sind: Wie für die gesamte Bevölkerung war auch für die Studierenden die Situation einer Pandemie zunächst ungewohnt und potenziell bedrohlich. Es war lange nicht abzusehen, wie sich die Lage in Deutschland entwickeln würde. Drastische Fernsehbilder, u.a. aus Italien, lösten bei vielen Menschen Ängste aus. Zudem waren die Infektionszahlen unter MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen teilweise überproportional hoch [
Die Beantwortung dieser Fragestellungen ist aus verschiedenen Gründen interessant und wichtig: Zum einen könnte sie einen Teil dazu beitragen, im Falle weiterer Pandemiewellen besser reagieren zu können. In dem Lagebericht des Robert Koch-Instituts aus dem Oktober 2020 heißt es; „Aktuell ist ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten. Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert" [
Mit der Frage nach der Motivation Medizinstudierender, sich als freiwillige HelferInnen in der ersten Welle der SARS-CoV-2-Pandemie zu engagieren, knüpfen wir an aktuelle Forschung an [
Zur Konzeptualisierung motivational relevanter Faktoren nehmen wir Bezug auf die von Deci und Ryan geprägte Selbstbestimmungstheorie der Motivation [
Bei diesem Interesse sind weniger die intrinsischen Beweggründe als die Bedeutung eines Themas an sich der Ursprung der Motivation. In Anlehnung an Prenzel et al. [
Neben diesen Aspekten wurde im Rahmen der Studie eine ergänzende Liste spezifischer Gründe für bzw. gegen eine Meldung thematisiert, um auf die besonderen Umstände der SARS-CoV-2-Pandemie einzugehen. Wir gingen davon aus, dass Faktoren, wie bspw. Zeitmangel oder persönliche Hindernisse plausible Gründe gegen eine Meldung sein würden.
Weitere psychologische Faktoren, die möglicherweise das Meldeverhalten beeinflussende Variablen darstellen, werden im Folgenden betrachtet. Konkret nehmen wir hier das Vorhandensein depressiver Symptome und COVID-19-bezogener Ängste sowie die Resilienz in den Blick.
Unter Depression, bzw. einer depressiven Episode verstehen wir nach [
Weiterhin untersuchen wir, ob die Umstände der SARS-CoV-2-Pandemie bei den Studierenden spezifische Ängste auslösten. Die Einzigartigkeit der Situation, besonders die schnelle Ausbreitung, die starke mediale Präsenz, sowie die angeordneten alltagsverändernden Maßnahmen [
Schließlich untersuchen wir die Resilienz der Befragten als ihre psychologische Widerstandsfähigkeit im Umgang mit Stressoren. Unter Resilienz wird die Fähigkeit verstanden, trotz Belastungen Handlungsfähigkeit und Wohlbefinden aufrecht zu erhalten [
Die vorliegende Studie untersucht also zwei Fragestellungen: Erstens, welche motivationalen Faktoren beeinflussten die Medizinstudierenden, sich für einen freiwilligen Einsatz im Krankenhaus zu melden, bzw. dies nicht zu tun? Und zweitens, welche Rollen spielten Ängste bzgl. COVID-19, Resilienz sowie das Vorhandensein depressiver Symptome im Zusammenhang mit der Pandemie hinsichtlich einer Meldung, bzw. Nicht-Meldung?
Participation in the study was voluntary and anonymous. Subjects were required to confirm an information sheet and informed consent form in order to participate. The ethics committee of the TUM reviewed and approved the study project (certification mark 281/20S).
The study target group was medical students enrolled in the clinical phase of their studies at the LMU and the TUM. A total of approx. 2,400 students in the clinical phase (approx. 900 at TUM and approx. 1,500 at LMU) were invited by email to participate in the survey.
We conducted a multicentre cross-sectional study as an online survey. Students at the TUM and LMU were invited by email, on 14/05/2020 and 17/05/2020 respectively, to participate in the online survey. The survey was administered via the EvaSys platform and took place over a period of 36 days.
The questionnaire used largely validated and proven instruments. We used a motivation scale whose development was closely based on Prenzel et al.'s questionnaire [
Using filter questions, the students were divided into two groups from the start of the questionnaire, depending on whether they indicated that they had volunteered in the context of the SARS-CoV-2 pandemic. The two groups of volunteers/non-volunteers were asked different questions. The volunteering group was asked questions about the factors that motivated them to volunteer. The non-volunteering group was asked what factors had prevented them from volunteering.
Both groups were given the 10-item Connor-Davidson Resilience Scale, the PHQ-9 and the adapted Swine Flu Inventory.
The statistical analyses were carried out using SPSS version 26. The students' responses to motivational factors and demographic data were analysed descriptively in terms of absolute and relative frequencies, mean values and standard deviations. Cronbach's alpha was calculated as a measure of internal consistency. Levene's test was used to determine variance homogeneity in the mean comparisons. Group comparisons for the PHQ-9 and the adapted Swine Flu Inventory were conducted using unpaired t-tests. Due to lack of variance homogeneity, the 10-item Connor-Davidson Resilience Scale was evaluated using the Welch test. The significance threshold was set at 0.05.
Die Teilnahme an der Studie war freiwillig und anonym. Die Probanden mussten um teilnehmen zu können einer Probandeninformation und Einwilligungserklärung zustimmen. Die Ethikkommission der TUM prüfte und genehmigte das Studienvorhaben (Prüfzeichen 281/20S).
Zielgruppe der Studie waren Studierende der Medizin im klinischen Studienabschnitt an der LMU und an der TUM. Insgesamt wurden ca. 2.400 Studierende des klinischen Abschnitts (ca. 900 an der TUM und ca. 1.500 an der LMU) per Email eingeladen, an der Umfrage teilzunehmen.
Wir führten eine multizentrische Querschnittsstudie als Online-Befragung durch. Am 14.05.2020 wurden die Studierenden der TUM und am 17.05 die der LMU per E-Mail zur Teilnahme an der Online-Umfrage eingeladen. Die Befragung wurde über die Plattform EvaSys abgewickelt. Die Umfrage fand über einen Zeitraum von 36 Tagen statt.
Größtenteils wurden validierte und bewährte Instrumente im Fragebogen verwendet. Zum Einsatz kam eine Skala zur Motivation, deren Entwicklung inhaltlich eng angelehnt war an einen Fragebogen von Prenzel et al. [
Mittels Filterfragen wurden die Studierenden zu Beginn des Fragebogens in zwei Gruppen eingeteilt, je nachdem ob sie angaben, sich im Kontext SARS-CoV-2-Pandemie freiwillig gemeldet zu haben. Die beiden Gruppen der Melder*innen/Nicht-Melder*innen bekamen teils unterschiedliche Fragen gestellt. Die Melder*innen-Gruppe erhielt Fragen dazu, welche Faktoren sie zu einer Meldung motivierten. Die Nicht-Melder*innen-Gruppe hingegen wurde gefragt, welche Faktoren sie davon abgehalten hatten, sich für die Mithilfe zur Verfügung zu stellen.
Ansonsten wurde beiden Gruppen die 10-Item Connor-Davidson Resilience Scale, der PHQ-9 sowie das adaptierte Swine Flu Inventory vorgelegt.
Die statistischen Analysen erfolgten mithilfe von SPSS Version 26. Die Antworten der Studierenden zu Motivationsfaktoren und zu demographischen Daten wurden deskriptiv ausgewertet bzgl. absoluter und relativer Häufigkeiten, Mittelwerten und Standardabweichungen. Als Maß der internen Konsistenz wurde Cronbach's Alpha berechnet. Zur Bestimmung der Varianzhomogenität bei den Mittelwertvergleichen wurde der Levene-Test genutzt. Die Gruppenvergleiche bezüglich des PHQ-9 und des adaptierten Swine Flu Inventory wurden mithilfe ungepaarter t-Tests durchgeführt. Aufgrund mangelnder Varianzhomogenität wurde die 10-Item Connor-Davidson Resilience Scale mithilfe des Welch-Tests ausgewertet. Das Signifikanzniveau wurde mit 0,05 festgelegt.
262 respondents participated in the study. 18 questionnaires were excluded due to lack of consent to the subject information and consent forms, no affiliation to the clinical study section or clearly irrational response patterns. Thus, 244 questionnaires (10% of the 2,400 students contacted) were available for evaluation. 94% of the usable responses were received within the first week. The demographic data of the sample are summarised in table 3. The groups showed no marked differences with regard to the characteristics shown here. Female medical students are slightly overrepresented in the survey; the average proportion of female medical students is slightly lower at approximately 62% [
The verification of the scales used showed high internal consistency of the items on depressive symptoms (Cronbach's alpha=.80). The resilience scale was found to be reliable, with a Cronbach's alpha=.82. Only moderate internal consistency was found for the eight items on anxiety related to COVID-19, with a Cronbach's alpha=.56. This limitation is considered in the interpretation and discussion of the results below.
Of the volunteering group, 120 of the 197 students (61%) were eventually mobilised. The activities performed by the students surveyed were either medical (25%), nursing (39%) or organisational (36%) in nature. The students' places of assignment were varied and included normal wards, intensive care units, corona screening wards, emergency rooms, public health departments, and laboratories. Regarding the frequency of contact with COVID-19 patients during their volunteering, students reported the following: 29%=no contact; 42%=occasional contact; 29%=daily contact.
Figure 1 shows the influence of the different types of motivation on the decision to volunteer during the Corona Crisis. Introjected motivation was the most influential factor for this group (median=4.7, M=4.5, SD=1.1). This includes motivational factors such as "It's part and parcel of being a medical student." Respondents assessed their intrinsic motivation along the same lines (median=4.3, M=4.4, SD=1.0). Items included "I am happy to be able to help in the current situation." The mean value was somewhat lower in the area of identified motivation (median=4.0, M=3.7, SD=1.3, example item "It will be a step towards reaching my professional goals." The facets that had the least influence on the students' decision were interest (median=3.3, M=3.2, SD=1.2, sample question "I wanted to get involved in stimulating tasks that I have always wanted to learn more about") and external motives (median=3.0, M=3.0, SD=1.0, sample question "The work will be paid").
Table 1 and table 2 show the specific reasons against or for volunteering during the SARS-CoV-2 pandemic. A comparison of the tables makes clear which additional factors played a role in the decision-making process. For example, the reason "Other professional commitments" was the most negative influence on the decision to volunteer. Another noteworthy factor is that "fear of increased risk of infecting friends or family" was rated as markedly more decisive than "fear of becoming infected myself". In table 2 , it is noticeable that "helping to combat a major social crisis" was rated as a very important reason for volunteering.
All the students surveyed were able to provide additional reasons in a free text field (16 respondents in the non-volunteering group, 24 in the volunteering group). The group of non-volunteers often listed very specific reasons for not being available. Commitments due to clinical traineeships or a doctoral thesis were mentioned here, but health and organisational obstacles were also cited.
In the volunteering group, more than half of the answers consisted of generally formulated, altruistic motives, such as a feeling of social obligation. "I simply wanted to help and was glad that I was able to do so thanks to my studies", or "All assistance was urgently needed, I am young and feel obliged to help my fellow human beings especially since I have the necessary knowledge to do so! The older the people, the more important it is to stay off duty. I wanted to relieve them of the responsibility" are typical responses. Other answers also mentioned the possibility of earning money and gaining credit towards their studies.
When focussing on the differences between the two groups with regard to the psychological factors presented in table 4 , it can be seen that with regard to participants' anxiety, there was no significant difference with regard to COVID-19 t(
262 Personen nahmen an der Studie teil. 18 Fragebögen wurden aus den Auswertungen wegen fehlender Zustimmung zur Probandeninformation und Einwilligungserklärung, keiner Zugehörigkeit zum klinischen Studienabschnitt oder offensichtlich irrationaler Antwortmuster ausgeschlossen. Somit standen 244 Fragebögen (10% der angeschriebenen 2.400 Studierenden) zur Auswertung zur Verfügung. 94% der verwertbaren Antworten gingen innerhalb der ersten Woche ein. Die demographischen Daten der Stichprobe sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Die Gruppen zeigten keine nennenswerten Unterschiede hinsichtlich der hier gezeigten Merkmale. Medizinstudentinnen sind in der Befragung etwas überpräsentiert, der durchschnittliche Frauenenteil im Medizinstudium liegt mit ca. 62% [
Die Überprüfung der verwendeten Skalen ergab hohe interne Konsistenz der Items zu depressiven Symptomen (Cronbach's Alpha=.80). Die Skala zur Resilienz zeigte sich reliabel mit einem Cronbach's Alpha=.82. Es konnte nur mäßige interne Konsistenz der acht Items zu den Ängsten bezüglich COVID-19 mit einem Cronbach's Alpha=.56 festgestellt werden. Bei der Interpretation und Diskussion der Ergebnisse wird dies als Limitation berücksichtigt werden.
In der Gruppe der MelderInnen kamen 120 der 197 Studierenden (61%) zum Einsatz. Die ausgeübten Tätigkeiten der befragten Studierenden waren entweder ärztlicher (25%), pflegerischer (39%) oder organisatorischer (36%) Natur. Die Einsatzorte der Studierenden waren vielfältig und umfassten unter anderem Normalstationen, Intensivstationen, Corona-Screening-Stationen, Notaufnahmen, Gesundheitsämter und Labore. Hinsichtlich der Häufigkeit des Kontakts mit COVID-19 Patient*innen im Rahmen ihrer freiwilligen Tätigkeit machten die Studierenden folgende Angaben: 29% = keinen Kontakt; 42% = gelegentlichen Kontakt; 29% = täglichen Kontakt.
Abbildung 1 zeigt den Einfluss der verschiedenen Motivationsarten auf die Entscheidung der Gruppe der MelderInnen, sich im Rahmen der Corona-Krise zu engagieren. Die introjizierte Motivation war der einflussreichste Faktor für diese Gruppe (Median=4.7, M=4.5, SD=1.1). Dazu gehören Motivationsfaktoren wie z. B „Es gehört sich einfach als Medizinstudent/in". Ähnlich schätzten die befragten Personen ihre intrinsische Motivation (Median=4.3, M=4.4, SD=1.0) ein. Items waren z.B. „Es macht mir Freude, in der aktuellen Situation zu helfen". Der Mittelwert lag im Bereich der identifizierten Motivation etwas niedriger (Median=4.0, M=3.7, SD=1.3, Beispielitem „Es bringt mich meinen beruflichen Zielen näher"). Den geringsten Einfluss auf die Entscheidung der Studierenden hatten die Facetten Interesse (Median=3.3, M=3.2, SD=1.2, Beispielfrage „Ich wollte mich mit anregenden Aufgaben befassen, über die ich schon immer mehr erfahren möchte") sowie externale Motive (Median=3.0, M=3.0, SD=1.0, Beispielfrage „Die Arbeit wird bezahlt").
Tabelle 1 und Tabelle 2 zeigen die spezifischen Gründe gegen bzw. für ein freiwilliges Engagement im Kontext der SARS-CoV-2-Pandemie. Ein Vergleich der Tabellen macht deutlich, welche Faktoren zusätzlich eine Rolle im Entscheidungsprozess spielten. So stellte der Grund „Anderweitige berufliche Verpflichtungen" den größten negativen Einfluss auf die Meldungsentscheidung dar. Bemerkenswert ist außerdem, dass die „Angst vor erhöhtem Risiko Freunde oder Familie anzustecken" als deutlich entscheidender bewertet wurde als die „Angst vor eigener Infektion". In Tabelle 2 fällt auf, dass „Mitwirkung bei der Bekämpfung einer gesellschaftlich hochrelevanten Krise" als sehr wichtiger Grund für eine Meldung bewertet wurde.
Allen befragten Studierenden konnten zudem in einem Freitextfeld weitere Gründe angeben (16 Personen machten Angaben in der Gruppe der Nicht-Melder*innen, 24 in der Melder*innen-Gruppe). Die Gruppe der Nicht-Melder*innen listete an dieser Stelle häufig sehr konkrete Gründe auf, weshalb sie ihre Hilfe nicht zur Verfügung gestellt haben. Einbindung durch Famulaturen oder eine Doktorarbeit spielten hier eine Rolle, aber auch gesundheitliche und organisatorische Hinderungsgründe wurden genannt.
In der Gruppe der Melder*innen waren mehr als die Hälfte der Antworten geprägt von eher allgemein formulierten, altruistischen Motiven, etwa von einem Gefühl der Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. „Ich wollte einfach helfen und war froh, dass ich das durch mein Studium auch konnte", oder „Jede Hilfe war unbedingt nötig, ich bin jung und fühle mich meinen Mitmenschen gegenüber verpflichtet zu helfen, wenn ich schon das nötige Wissen dazu habe! Je älter die Menschen desto wichtiger ist es außer Dienst zu bleiben. Ich wollte es Ihnen abnehmen." sind exemplarische Zitate aus diesen Antworten. In weiteren Antworten fanden auch die Verdienstmöglichkeit sowie die Anrechnung der Tätigkeit für das Studium Erwähnung.
Konzentriert man sich auf die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bezüglich der in Tabelle 4 dargestellten psychologischen Faktoren so fällt auf, dass im Hinblick auf die Ängste der Teilnehmenden bezüglich COVID-19 kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden konnte t(
Our results indicate that in the first wave of pandemic it was primarily altruistic motives and the desire to help that motivated the medical students to volunteer. Among the volunteering group, introjected motivation was found to be the most prevalent type of motivation. For the non-volunteering group, time overlaps and commitments to other activities were the most important reasons for not volunteering. In respect of resilience and COVID-19-related anxiety, no significant difference was found between the two groups of students. It was only with regard to depression that the non-volunteering group displayed more symptoms.
The pandemic situation developed dynamically during the survey timeframe. In particular, the many headlines on it could therefore have had an effect on students' anxieties about COVID-19, depending on the day in question. In order to achieve the highest possible comparability within the students' responses, we refrained from sending a reminder email or a second invitation to participate in the survey after the initial mail to participate. Since 94% of the responses arrived in the first week of the survey, we assume that the students answered our questions under largely similar conditions.
A possible limitation of the validity of the data for some questions is the influence of social desirability bias. The question "Volunteering looks good on my CV" for example, was rated as the least important factor in relation to students' motivation. Another possible distortion of results could be a volunteer bias resulting in the overweighting of students volunteering at the hospital. In our sample, this was the larger group. It is likely that these students had a particularly strong interest in the topic. At the same time, it is conceivable that non-volunteers tended to abstain from the survey for fear of not having acted in a socially desirable manner. Furthermore, it is possible that "non-volunteering" and "non-participation" in the study were based on the same individual reasons (someone who does not report due to time constraints probably also considers their time budget too tight to participate in the study), which would indicate a correlation between the two behaviours. This may also be the reason for the significantly lower response rate (ergo sample size) of the non-volunteering group. However, since we do not derive any generalised statements about both groups, we can assume there is no substantial distortion of the group-specific results.
In the present study, introjected and intrinsic motivation were found to be very important for the students. Even though our study took place under unprecedented conditions, our findings are in line with those of Fletcher and Major [
The study by Tempski et al. [
The external motivation of the volunteering group was found to be the lowest in our study. It therefore seems reasonable to assume that external incentives hardly played a role for the students in the context of the present situation, given that motivation tended to originate from the students themselves. However, the possible influence of social desirability bias on the results must also be considered here.
Feelings of belonging and autonomy may promote further internalisation of motives [
The statistically non-significant difference between the groups with regard to their COVID-19-related anxieties is contrary to our original assumption that anxiety could be one of the main factors preventing students from volunteering. However, the certainty of interpretation is weak here due to the low Cronbach's alpha. The only evident tendency is that anxiety played some role with regard to COVID-19. Although anxiety in the population has increased due to the SARS-CoV-2 pandemic [
Furthermore, our study did not show any significant influence of resilience on the decision for or against volunteering. The students tended to rate their psychological resilience high across both groups. The recorded value of 29.4 was in a similar range to comparable study populations (27.8 in Montero-Marin et al. [
One interesting finding was the statistically significant difference between the two groups regarding the prevalence of depressive symptoms. Here, the non-volunteers reported substantially higher levels of depression. Since the anxieties related to COVID-19 tended to be similar between the groups, the specific threat does not seem to have been a decisive factor in the occurrence of depressive symptoms. Questionnaire studies conducted in the general population during the Corona lockdowns in spring 2020 indicate an increased prevalence of a number of mental disorders [
Overall, the willingness of medical students to volunteer in spring 2020 was high. At the TUM, for example, more than half of all students contacted agreed to volunteer within eight weeks - significantly more than could be mobilised during the first wave of the pandemic. In the event that the willingness to volunteer in a future, comparable situation is lower or the need for supplementary relief is significantly greater, it is useful to know what motivated the students to volunteer first time around. Whether and in what form medical students are included in activities related to the SARS-CoV-2 pandemic varies between countries. In addition, a variety of factors and arguments shaping and influencing this decision are conceivable [
Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eher altruistische Motive und der Wunsch zu helfen die Medizinstudierenden motivierte, sich für einen Einsatz im Zuge der ersten Pandiemiewelle zu melden. Die introjizierte Motivation zeigte sich unter der Melder*innen-Gruppe als die am stärksten ausgeprägte Motivationsart. In der Gruppe der Nicht-Melder*innen waren zeitliche Überschneidungen und die Auslastung durch andere Aktivitäten die wichtigsten Gründe gegen eine Meldung. Hinsichtlich der Resilienz und der COVID-19-bezogenen-Ängste ließ sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Studierendengruppen nachweisen. Lediglich bei der Depressivität zeigten sich in der Gruppe der Nicht-Melder*innen mehr depressive Symptome.
Im Befragungszeitraum der Studie entwickelte sich die pandemiebedingte Situation auf dynamische Art und Weise. Die vielen Schlagzeilen zu der Pandemie könnten sich daher tagesabhängig vor allem auf die Ängste der Studierenden bezüglich COVID-19 ausgewirkt haben. Um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit innerhalb der Antworten der Studierenden zu erzielen, verzichteten wir daher nach der initialen Mail zur Studienteilnahme auf eine Erinnerungs-E-Mail oder eine zweite Aufforderung zur Teilnahme an der Befragung. Da 94% der Antworten bereits in der ersten Befragungswoche eingingen, gehen wir davon aus, dass die Studierenden unsere Fragen unter weitgehend ähnlichen Rahmenbedingungen beantworteten.
Eine mögliche Einschränkung der Aussagekraft der Daten bei einigen Fragen liegt im Einfluss sozialer Erwünschtheit. Dies könnte beispielsweise bei dem abgefragten Faktor „Der Einsatz macht sich gut im Lebenslauf" der Fall sein, den die Studierenden als unwichtigsten Faktor in Bezug auf ihre Motivation werteten. Weiterhin könnten die Ergebnisse im Sinne eines „Freiwilligenbias" durch eine Übergewichtung der Studierenden verzerrt sein, die sich für einen Einsatz im Krankenhaus gemeldet hatten. In unserer Stichprobe war dies die größere Gruppe. Es ist naheliegend, dass diese Studierenden ein besonders großes Interesse an dem Thema hatten. Gleichzeitig ist denkbar, dass Nicht-Melder*innen der Befragung aus Angst davor, nicht „sozial erwünscht" gehandelt zu haben, eher fernblieben. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass einem „Nicht-Melden" und einem „Nicht-Teilnehmen" an der Studie die gleichen individuellen Ursachen zugrunde lagen (jemand, der sich aus Zeitgründen nicht meldet, erachtet sein Zeitbudget wahrscheinlich auch zu knapp für eine Studienteilnahme), dies würde auf eine Korrelation zwischen den beiden Verhaltensweisen hindeuten. Möglicherweise ergibt sich daraus auch die deutlich niedrigere Rücklaufquote (ergo Stichprobengröße) der Nicht-Melder*innen-Gruppe. Da wir jedoch keine generalisierenden Aussagen über beide Gruppen ableiten, gehen wir von keiner substanziellen Verzerrung der gruppenspezifischen Ergebnisse aus.
In der vorliegenden Studie zeigten sich die introjizierte und intrinsische Motivation als sehr bedeutsam für die Studierenden. Auch wenn die vorliegende Studie unter anderen Rahmenbedingungen stattfand, entspricht dieses Ergebnis in der Tendenz den Resultaten der Studie von Fletcher und Major [
Auch die Studie von Tempski et al. [
Die externale Motivation der Melder*innen-Gruppe war in unserer Studie am niedrigsten ausgeprägt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass äußere Anreize für die Studierenden im Rahmen der vorliegenden Situation kaum eine Rolle gespielt haben, da die Motivation eher in den Studierenden selbst entstand. Allerdings muss hier auch ein möglicher Einfluss sozialer Erwünschtheit als Antworttendenz auf die Ergebnisse in Betracht gezogen werden.
Durch das Gefühl von Zugehörigkeit und Autonomie kann eine weitere Internalisierung von Motiven gefördert werden [
Der statistisch nicht signifikante Unterschied zwischen den Gruppen im Hinblick auf ihre COVID-19 bezogenen Ängste steht entgegen der ursprünglich gemachten Annahme im Rahmen dieser Studie, dass die Angst einer der Hauptfaktoren sein könnte, der die Studierenden davon abhielt ihre Hilfe anzubieten. Die Deutungssicherheit ist hier jedoch aufgrund des niedrigen Cronbachs Alpha gering. Hier zeigt sich lediglich die Tendenz, dass die Angst bezüglich COVID-19 eine gewisse Rolle gespielt hat. Obwohl die Angst in der Bevölkerung aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie zugenommen hat [
Weiterhin zeigte sich in unserer Studie kein maßgeblicher Einfluss der Resilienz auf die Entscheidung für oder gegen eine Meldung. Die Studierenden schätzten ihre psychologische Widerstandsfähigkeit über beide Gruppen hinweg eher hoch ein. Der ermittelte Wert lag mit 29,4 in einem ähnlichen Bereich wie in vergleichbaren Studienpopulationen (27,8 bei Montero-Marin et al. [
Ein interessantes Ergebnis liegt in der statistisch bedeutsamen Unterschiedlichkeit der beiden Gruppen hinsichtlich des Vorkommens depressiver Symptome. Hier berichteten die Nicht-Melder*innen eine substanziell höhere Betroffenheit. Da die Ängste bezüglich COVID-19 in den Gruppen in der Tendenz ähnlich ausgeprägt waren, scheint die spezifische Bedrohung nicht ausschlaggebend für das Auftreten depressiver Symptome gewesen zu sein. Fragebogenstudien, die während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 in der allgemeinen Bevölkerung durchgeführt wurden, geben Hinweise auf eine erhöhte Prävalenz von einer Reihe an psychischen Störungen [
Die Bereitschaft der Medizinstudierenden zur Mithilfe im Frühjahr 2020 war insgesamt groß. An der TUM beispielsweise hatten sich innerhalb von acht Wochen mehr als die Hälfte aller angeschriebenen Studierenden bereit erklärt zu helfen – deutlich mehr als während der ersten Pandemiewelle eingesetzt werden konnten. Für den Fall, dass die Bereitschaft in einer zukünftigen, vergleichbaren Situation geringer oder der Bedarf an zusätzlicher Hilfe deutlich größer sein sollte, ist es von Vorteil zu wissen, was die Studierenden beim ersten Mal motiviert hat sich zu engagieren. Ob und in welcher Form Medizinstudierende für Tätigkeiten im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie einbezogen werden, wird in vielen Ländern unterschiedlich gehandhabt. Zudem sind viele Faktoren und Argumente denkbar, die diese Entscheidung prägen und beeinflussen [
Whether or not medical students volunteered for hospital duty is related to their available time, sense of duty and desire to help, among other factors. Similarly, volunteering is more likely in the absence of depressive symptoms. In terms of resilience and anxiety regarding COVID-19, there seems to be no correlation with volunteering or not volunteering.
Ob Medizinstudierende sich für einen Einsatz im Krankenhaus gemeldet haben oder nicht, steht unter anderem im Zusammenhang mit ihrer verfügbaren Zeit, ihrem Pflichtgefühl und dem Wunsch zu helfen. Ebenso wird eine Meldung durch die Abwesenheit depressiver Symptome begünstigt. Im Hinblick auf Resilienz und Ängste bezüglich COVID-19 scheint es keine Verbindung zu einer Meldung oder Nicht-Meldung zu geben.
The authors declare that they have no competing interests.
Die Autor*innen erklären, dass sie keinen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
Graph: Table 1: Reasons against volunteering during the SARS-CoV-2 pandemic ; Tabelle 1: Gründe gegen ein freiwilliges Engagement im Kontext der SARS-CoV-2-Pandemie
Graph: Table 2: Reasons for volunteering during the SARS-CoV-2 pandemic ; Tabelle 2: Gründe für ein freiwilliges Engagement im Kontext der SARS-CoV-2-Pandemie
Graph: Table 3: Demographic data for the students ; Tabelle 3: Demographische Daten der Studienteilnehmer*innen
Graph: Table 4: Comparison of the volunteering and non-volunteering groups for depressive symptoms, resilience and anxiety related to COVID-19 ; Tabelle 4: Vergleich der Melder- und Nicht-Melder-Gruppen im Hinblick auf depressive Symptome, Resilienz und Ängste bezüglich COVID-19
Graph: Figure 1: Comparison of the influence of the different types of motivation on the decision to volunteer in the corona crisis ; Abbildung 1: Vergleich des Einflusses der verschiedenen Motivationsarten auf die Entscheidung sich in der Corona-Krise zu engagieren
By Luisa Mühlbauer; Johanna Huber; Martin R. Fischer; Pascal O. Berberat and Martin Gartmeier
Reported by Author; Author; Author; Author; Author