Schäfer: Es stimmt, der cw-Wertvon 0,17 beim Vision EQXX istWeltspitze. Allerdings ist er vielmehr als eine Aerodynamik-Studie -- wir haben jede Faser diesesAutos auf Effizienz getrimmt.Mit einer Batterieladung kommter mehr als 1.000 Kilometerweit! Die Aerodynamik ist dafürein zentraler Faktor -- da habenwir auch vom Concept IAA vielgelernt. Am augenfälligsten istvielleicht der doppelt aktive Heck-Diffusor des Vision EQXX, der ab60 km/h ausfährt und die Luftbesser ableitet. Beim Concept IAAhatten wir einen ähnlichen Ansatzmit ausfahrbaren Segmenten amHeck. Wir haben außerdem Erfahrungengenutzt, die man demVision EQXX nicht ansieht. Das giltzum Beispiel für digitale Entwicklungstools.Oder für die bereichsübergreifendeZusammenarbeit.Am Vision EQXX waren die bestenKöpfe unserer Forschung undEntwicklung beteiligt, inklusiveunserer Rennsport-Teams.
"Wir gehen an vielen Stellen nicht nureinen Schritt in die Zukunft,sondern zwei."
Genau, das ist der springendePunkt: Hinter dem Vision EQXXsteckt ein komplettes Technologieprogramm.Dabei gehen wir andie Grenzen des Machbaren -- mitder klaren Vorgabe, für die Seriezu lernen. Im Antriebsstrang gibtes beispielsweise mehrere Tech- nologien, die man in kommendenModellen wiederfinden wird.
Das lässt sich gar nicht genauauseinanderpuzzeln -- schließlichgreifen alle diese Aspekteineinander. Die Aerodynamikist wichtig, weil ein Elektroautoauf der Langstrecke fast zweiDrittel seiner Batteriekapazitätbraucht, um den Luftwiderstandzu überwinden. Allein durch denAerodynamikmodus und dasintelligente Cooling-on-demand-Konzept kommt der EQXX auf 20Kilometer zusätzliche Reichweite.Sein Antriebskonzept mit einemWirkungsgrad von 95 % von derBatterie bis zu den Rädern suchtseinesgleichen. Letztendlich hatuns dieses Projekt einmal mehrgezeigt: Wir können uns auf demWeg zum klimaneutralen Auto inkeinem Bereich zurücklehnen.
Die kurze Antwort: vielversprechend.Bei allen diesen Thementut sich gerade wahnsinnig viel.Die Energiedichte der Akkus hatsich im letzten Jahrzehnt fastverdoppelt. An der Aerodynamikforschen wir seit mehr als 100Jahren. Und trotzdem gibt es jetztdank computergestützter Verfahrendeutliche Fortschritte. DiesesTempo und die neuen Möglichkeitenfinde ich absolut faszinierend.
In gewisser Weise ist der VisionEQXX Grundlagenforschung zumAnfassen. Wir gehen an vielenStellen nicht nur einen Schritt indie Zukunft, sondern zwei. Anunserem Drive Systems Campus inStuttgart befassen wir uns intensivmit der Chemie und Architekturvon Batteriezellen: Energiedichte,Ladezeiten, Recycling -- bei allendiesen Themen wollen wir vorankommen.Bei den Elektromotorensehen wir ebenfalls Potenzial, unsvom Wettbewerb abzuheben. Wirarbeiten gerade an der nächstenGeneration unserer E-Motoren,einer 800-Volt-Maschine. Auch diePhotovoltaik schauen wir uns an.Auf dem Dach des Vision EQXXgibt es ultradünne Solarpaneele,durch die wir bis zu 25 Kilometerzusätzliche Reichweite schaffen.Am Thema Aerodynamik sind wirwie gesagt seit vielen Jahrzehntendran -- den ersten Windkanalgab's bei uns 1934. Unser EQS istmit einem cw-Wert von 0,20 derAerodynamik-Champion unter denSerienfahrzeugen.
Das loten wir gerade aus. Faktist: Ab 2025 werden alle neuenFahrzeugarchitekturen für unsereMercedes-Benz Pkw, für AMGund für die Vans elektrisch sein.Mit einem Energieverbrauch vonweniger als 10 kWh pro 100 Kilometerzeigt der Vision EQXX, washeute schon möglich ist, wenn wiralle Register ziehen.Und bis 2050? Man hat hierja in der Regel asymptotischeEntwicklungen, in denen die
Es heißt ja, Prognosen sindschwierig -- vor allem, wenn siedie Zukunft betreffen (lacht). Aberim Ernst: Ich bin tatsächlich selbstgespannt und zuversichtlich, wieviel wir künftig rausholen können.Kürzlich haben wir beispielsweisezwei Technologiepartnerschaftenmit Spezialisten für Feststoffakkusgeschlossen, die eine deutlichhöhere Energiedichte versprechen.
Ich denke, als Luxusmarke werdenwir da eine andere Antwortfinden als andere Hersteller. Abernatürlich stehen auch wir vorder Herausforderung, mit einerneuen Technologie eine solideKostenbasis zu erreichen. Dertechnische Fortschritt spielt unsdabei in die Hände -- der Anteilder Batteriekosten am Fahrzeugwird voraussichtlich in den kommendenJahren weiter sinken. Wirverstärken diesen Effekt durchstandardisierte Batterieplattformenund skalierbare Fahrzeugarchitekturen.
(denkt kurz nach) Die Antwort aufdiese Frage hat mehrere Facetten.Dass unsere Autos stärker undschwerer geworden sind, hängtauch an den vielen Assistenz- undSicherheitssystemen. Das istalso positiv. Bei E-Fahrzeugenführen die Batterien zu mehrGewicht. Und tatsächlich hängtdie Effizienz eines Fahrzeugs nurzum Teil vom Gewicht ab. DieAerodynamik wirkt sich deutlichstärker aus, und die ist übrigensauch bei unseren SUVs sehr gut.Bei Mercedes-Benz wird es immerdarum gehen, die Wünscheunserer Kunden zu erfüllen. Dasheißt aber nicht zwangsläufig,dass wir in Sachen NachhaltigkeitKompromisse machen müssen.Unsere Offroad-Ikone G-Klassegibt es beispielsweise ab 2024 alsElektroauto. Und mit dem VisionEQXX zeigen wir, dass maximaleEffizienz eben nicht "Verzicht"bedeuten muss. Das Design sorgtglaube ich bei vielen Autofans fürweiche Knie.
Markus Schäfer, Entwicklungschef des Mercedes-Benz EQXX
Wie bewertet Mercedes-Benzperspektivisch alternative Fahrzeuggattungenwie Zweiräderoder Velomobile für die letzteMeile?
Wir haben uns das in der Vergangenheitdurchaus angeschaut.Heute wollen wir uns auf daskonzentrieren, was wir ambesten können: Wir entwickelndie begehrenswertesten Autosder Welt -- und zeigen dabei, wastechnologisch möglich ist.
Mein Dienstwagen ist eine S-Klasse.Die schafft rein elektrisch rund100 Kilometer. In meiner Freizeitbewege ich mich auch mal gernmit nur einer Pferdestärke -- hochzu Ross.
Für einen Technikfan wie michist der Vision EQXX natürlich derHammer. In Zukunft wollen wirdie ganze Bandbreite elektrischabdecken -- von Kompaktfahrzeugenbis zum Transporter,von der Luxuslimousine bis zuPerformance-Pkw. Wenn ich miranschaue, was wir alles in derPipeline haben, dann könnte dieEntscheidung sogar mir schwer-fallen.
PHOTO (COLOR): In ersten Skizzen waren auch abgedeckteHinterräder angedacht.
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