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Gesalzenes Wissen: Kleine Körnchen, große Wirkung: Die Schweizer Salinen haben die Erlebnismarke „Salina Helvetica" geschaffen. Von Jons Messedat.

Jons, Messedat
In: HORIZONT, 2023-11-16, Heft 46/47, S. 52-53
Online serialPeriodical

Gesalzenes Wissen: Kleine Körnchen, große Wirkung: Die Schweizer Salinen haben die Erlebnismarke „Salina Helvetica" geschaffen. Von Jons Messedat 

Sprüche wie das „Salz in der Suppe" sind jedem geläufig. Sie unterstreichen die große Bedeutung des weißen Goldes in unserer Sprache. Es sind nur kleine weiße Körner, aber die haben es in sich: Mahatma Gandhis Salzmarsch brachte das britische Kolonialreich ins Wanken und führte Indien in die Unabhängigkeit. Früher wurde Salz nicht nur als wichtiger Mineralstoff in der Küche, sondern vor allem zur Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt. Dadurch kam dem Salz eine wichtige Rolle als Wirtschaftsgut zu, die den Preis in die Höhe trieb. Der Begriff „salarium" als Teil des Lohns hat sich seit römischen Zeiten gehalten, obwohl die Bezahlung in Naturalien eher selten geworden ist. Vor allem in der Schweiz wird aber bis heute noch vom monatlich vereinbarten Salär gesprochen.

Die Geschichte des Salzes ist auch in der Schweiz eine enorm spannende: Als Grundnahrungsmittel und Lebenselixier, als alltäglich eingesetztes Produkt genießt Salz selten die große Bühne. Salz ist im Alltag zwar präsent, oft jedoch als Nebendarsteller. Obwohl Salz bereits im Altertum primär zur Konservierung gewonnen wurde, wissen wenige, dass die Schweiz über große Vorkommen verfügt – und welche Bedeutung es für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweizer Chemie- und Pharma-Industrie hat.

Stets war Salz eine begehrte Ressource, so die beiden Schweizer Szenografie-Agenturen Bellprat Partner, Zürich, und Steiner Sarnen Schweiz. Ihr gemeinsames Projekt: die neue Erlebnismarke Salina Helvetica. Ende September/Anfang Oktober fand in Schweizerhalle – das ist in der Nähe von Basel – das Opening Weekend des neuen Besuchszentrums statt. Die Schweizer Salinen AG ist die einzige Firma für Salzgewinnung und Herstellung in der Schweiz. Der Auftrag an die beiden Szenografie-Ateliers: ein neues Highlight für Wissensvermittlung in den Erlebnisräumen in der Region Nordwestschweiz zu entwickeln. Es ging um den Aufbau des neuen Geschäftsbereichs „Tourismus" für die Schweizer Salinen: Von der Salzlagerhalle über die historische Villa Glenck mit dem darin beheimateten Museum „Salzkammer" bis hin zum neuen Besuchszentrum sollten die Gäste umfassend in die Geheimnisse und die Geschichte des Salzes eintauchen können.

Nach vielen Probebohrungen war der deutsche „Salinist" Carl Christian Friedrich Glenck 1836 bei Muttenz auf eine massive, sechs Meter dicke Schicht aus Steinsalz in einer Tiefe von 135 Metern gestoßen. Er gründete dort die Saline Schweizerhalle und begann mit dem industriellen Abbau. Mit der Produktion und dem Handel von Salz begann der wirtschaftliche Aufschwung in der Nordwestschweiz. So siedelten sich nach der Gründung der Saline zahlreiche chemische Industriebetriebe an, die Salz als Rohstoff und Ausgangsprodukte für ihre Erzeugnisse benötigen. Die chemische Industrie und die Pharmabranche machten die Region zu einem der größten Industriestandorte in der Schweiz. Die Abbaustätten in den Orten Schweizerhalle, Riburg und Bex wurden 2014 unter dem Markendach der Schweizer Salinen AG vereinigt und produzieren mit ihren rund 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich bis zu 650000 Tonnen Salz. „Wir liefern Salze für Lebensmittel, Alltagsprodukte, Landwirtschaft, Industrie und Medizin. Aber insbesondere in strengen Wintern sorgen wir mit einheimisch produziertem Auftausalz für eine einwandfreie Mobilität der Schweiz", so das eidgenössische Unternehmen, das sich im Besitz der Kantone und des Fürstentums Liechtenstein befindet.

Nun können die Produkte, die Produktion und die Produktionsstätten der Schweizer Salzgewinnung in der Salina Helvetica erlebt werden. Der Abbau und die verschiedenen Verarbeitungsschritte wurden nachvollziehbar inszeniert – von der Sole bis zum tafelfertigen Speisesalz. Immerhin ist Kochsalz, genauer gesagt: Natriumchlorid, der wichtigste aller Mineralstoffe. Im Körper eines erwachsenen Menschen zirkulieren 150 bis 300 Gramm davon. Eindrückliche Dimensionen eröffnen sich mit dem riesigen Verdampfungskessel und den hohen Salzbergen in den großen Lagerhallen. Unter dem hohen Holzdach können die Besucherinnen und Besucher auf den „Salzrouten" Installationen und Spiele entdecken. Dort werden die historischen und kulinarischen Seiten des in der Schweiz gewonnenen Salzes sowie dessen Bedeutung für unseren Alltag unterhaltsam vermittelt.

Eines der Highlights ist die Salzberg-Rutsche, welche – egal ob jung oder alt – bei allen Besucherinnen und Besuchern für ein Kribbeln im Bauch sorgt. Über die steile, 25 Meter lange Holzrutsche geht es zügig abwärts in die Markenwelten der Saline mit Shop und Cafébereich. „Salz kann man essen, schmecken und streuen. Aber von nun an kann Salz auch erlebt werden!", so Andreas Baud, Leiter Marketing, Verkauf und Tourismus, der sich über die gute Resonanz schon am Eröffnungswochenende freute. „Salz ist für alle Lebensbereiche enorm wichtig, weshalb es sich lohnt, mehr darüber zu erfahren und dessen Facetten hautnah bei uns in Schweizerhalle zu erleben." Trotz des Schulferienbeginns in der Schweiz kamen rund 3000 Personen, um die neuen Erlebnisräume der Schweizer Salinen zu entdecken. Die junge Generation konnte sich in den riesigen Salzbergen austoben, und die Salzberg-Rutsche erwies sich als Publikumsmagnet. Die Attraktion wurde daher statt der geplanten 15 Minuten pro Stunde gleich den ganzen Tag geöffnet.

„Bei dem Projekt Salina Helvetica haben wir unsere gemeinschaftliche Agenturerfahrung von über 75 Jahren Inszenierung und Szenografie partnerschaftlich und auf Augenhöhe kombiniert, so Arnau Bellprat. „Die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit und nicht im Abschotten. Wir sind absolut davon überzeugt, dass das Ergebnis durch die Zusammenarbeit einen deutlichen Mehrwert erlebt hat", bekräftigt Philipp Schroth, Gesamtprojektleiter bei Steiner Sarnen Schweiz. Die beiden Agenturen treten mit ihren Konzepten und Ideen in Ausschreibungen sonst häufig gegeneinander an.

In einem kommenden Schritt soll die Saline in Bex, in der seit 1554 Salz produziert wird, gemeinsam in einen narrativen Erlebnisort verwandelt werden.

PHOTO (COLOR): „Erlebe das Salz" lautet das Motto der Salina Helvetica Ein rasantes Highlight ist die 25 Meter lange Holzrutsche Alle Fotos: Schweizer Salinen AG Die neue Bergwelt in der Schweiz besteht aus weißem Gold: Salz Das Quadroscope, eine Installation entlang der Salzroute Das neue Besuchszentrum mit Shop und Cafébereich Foto: Jons Messedat

1 Der Autor

Dr. Jons Messedat ist Architekt und Industriedesigner. Nach Stationen bei Sir Norman Foster promovierte er an der Bauhaus-Universität Weimar zum Thema Corporate Architecture. Er lehrt an Hochschulen in Deutschland und in der Schweiz, wo er den Vorsitz des ersten Awards für Marketing und Architektur übernahm. Im Beirat der Mia Seeger Stiftung engagiert er sich in der Förderung des Designnachwuchses. Von der Architektenkammer Niedersachsen wurde er in die Jury zum Staatspreis für Architektur berufen.

www.messedat.com

By Messedat Jons

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Titel:
Gesalzenes Wissen: Kleine Körnchen, große Wirkung: Die Schweizer Salinen haben die Erlebnismarke „Salina Helvetica" geschaffen. Von Jons Messedat.
Autor/in / Beteiligte Person: Jons, Messedat
Zeitschrift: HORIZONT, 2023-11-16, Heft 46/47, S. 52-53
Veröffentlichung: 2023
Medientyp: serialPeriodical
ISSN: 0175-7989 (print)
Schlagwort:
  • FOOD preservation
  • CHEMICAL industry
  • SALT deposits
  • VISITORS' centers
  • MANUFACTURING processes
  • DEPOSIT insurance
  • SWITZERLAND
  • Subjects: FOOD preservation CHEMICAL industry SALT deposits VISITORS' centers MANUFACTURING processes DEPOSIT insurance
Sonstiges:
  • Nachgewiesen in: DACH Information
  • Sprachen: German
  • Language: German
  • Document Type: Article
  • Geographic Terms: SWITZERLAND
  • Full Text Word Count: 1010

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